Freitag, 21. Dezember 2012

Cantarrana

Obwohl es in meinem Blog momentan so aussieht, teile ich mir meine Zeit nicht zwischen Strand, Essen und Ausflügen in den Regenwald auf, sondern bin natürlich auch jeden Tag im Projekt.
Nachdem wir unser Betreuungsprogramm in der Regenzeit ja notgedrungen im Salon Comunal abgehalten haben, wo meistens ein paar schüchterne Kinder mit Schuluniformen und ordentlichen Zöpfen von ihren Eltern vorbeigebracht wurden, sind wir seit Anfang November wieder im „Parque“ de Cantarrana, einem heruntergekommener Spielplatz mit zwei Bäumen und Mini-Fußballplatz.

 
Cantarrana ist längst kein Armenviertel, aber die Bildungselite Sámaras wohnt woanders.
Die Eltern dort haben zum Beispiel eine ganz üble Vorliebe für eingespanischte englische Namen (Ashlee-Nicole, Kimberley, Angie, Jeffrey, Joey, Anthony, Sharon, Jolene/Youlin und mein persönlicher Favorit: Kesha, ausgesprochen „Ketscha“ oder „Kietscha“, da sind sich die Kinder nicht ganz einig), was ich enorm witzig finde, obwohl das ja eigentlich echt nicht zum Lachen ist – die armen Kinder sind sich teilweise mit sieben Jahren nicht sicher, wie man ihren Namen richtig schreibt.

Wenn ich dort nachmittags ankomme, sind meistens schon ein paar Jungs auf dem Fußballplatz, ein paar andere schaukeln oder spielen mit den Straßenhunden und kommen dann zum Spielplatz rüber gerannt.
Die Anzahl variiert zwischen sechs und etwas über zwanzig, wobei meistens so zehn bis dreizehn da sind. Inzwischen habe ich den Englisch- und „Science“-Unterricht aufgegeben, obwohl es den Kindern sicherlich guttäte, weil die Schule in Cantarrana quasi nie stattzufinden scheint.
Aber zum Einen haben alle sowieso mehr Lust auf Basteln, Malen oder Sport/Spiele und zum Anderen machen die Altersunterschiede sowas wie Unterricht ohnehin unmöglich. Meistens kommen nur Kinder zwischen zwei und vierzehn, aber ich hatte auch schon welche über sechzehn und unter einem Jahr da (letzteres zum Glück nicht oft und dann auch immer in Begleitung von ihren Müttern oder älteren Geschwistern). 

Bis Anfang Dezember waren außer mir noch andere Freiwillige dabei, aber seitdem mache ich das allein weiter. Ein bisschen chaotisch ist das zwar schon und ich muss mich echt vernünftig vorbereiten, damit ich das da dann alles koordiniert kriege, aber bisher funktioniert alles eigentlich echt gut. Hin und wieder falte ich die Kiddies halt mal zusammen, wenn sie mir zu anstrengend werden, aber meistens läuft alles glatt.
Richtige Härtefälle habe ich da zum Glück nicht, aber man kriegt trotzdem schon so Einiges drüber mit, wie es bei denen zu Hause aussieht. Viele der Mütter sehen nicht viel älter aus als ich, haben aber schon mehrere Kinder und die Väter sind vielfach drogenabhängig und trinken zu viel – besonders während der Regenzeit, wenn keine Touristen da sind und es kaum Arbeit gibt.

 
  

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